Stellungnahme des Klima-Beirats zum Klimabericht 2023 der Stadt Göttingen

Geposted von " Klima-Beirat Göttingen " am 21.03.2025

Die Stadt Göttingen hat den neuen Klimabericht 2023 der Stadt Göttingen   im Umweltausschuss vorgestellt. Der Klima-Beirat begrüßt diesen Bericht ausdrücklich, da er den Stand der Dinge sehr anschaulich und realistisch darstellt. Auch sind die vom Rat der Stadt im Jahr 2021 beschlossenen neuen Klimaziele berücksichtigt. Die Stadt Göttingen strebt danach an, bis 2030 klimaneutral zu werden, das heißt, dass die Emissionen von Treibhausgasen (THG) – vor allem CO2 – gegen Null gehen müssen.

Nach dem derzeitigen Stand ist dieses Ziel noch in weiter Ferne; die THG-Emissionen sinken zwar, aber nicht schnell genug, wie die Grafik des Klimaberichts aufzeigt:

Entwicklung der THG-Emissionen in Göttingen im !Soll/Ist-Vergleich

Die THG-Emissionen sind zwar seit dem Bezugsjahr 1990 um 27% zurückgegangen, aber nachdem Tiefststand 2020 (Corona-Jahr) wieder angestiegen und nehmen seitdem viel zu langsam ab.

Der Klimabericht gibt detailliert Auskunft über die Entwicklungen der Emissionen, des Energieverbrauchs und der Energieträger in den Bereichen Haushalte, produzierendes Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, Stadt Göttingen sowie Verkehr und zeigt auch die Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auf. Dabei wird klar, dass die Stadt zwar mit gutem Beispiel vorangehen kann (wie z.B. bei Dach-PV-Anlagen auf städtischen Gebäuden), aber nur für 2 % der Emissionen verantwortlich ist. Somit müssen zur Erreichung der Klimaziele vor allem die Göttinger Betriebe (45 % der Emissionen) und Haushalte (26 %) dringend mehr Maßnahmen zum Klimaschutz durchführen als bisher. Dies gilt auch für den Bereich Mobilität (19 % der Emissionen).

Daher fordert der Klima-Beirat Rat und Verwaltung auf, den Klimabericht einer breiten Öffentlichkeit auf vielfältige Weise bekannt zu machen und bei der Bevölkerung für mehr Engagement in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen zu werben.

Es muss der Bevölkerung klar gemacht werden, dass Maßnahmen wie Gebäudesanie- rungen, der Umstieg auf Wärmepumpen und Elektroautos, der Bau von Dach-PV-Anlagen oder der Umstieg auf das Rad oder den ÖPNV in ihrer Verantwortung liegen und – mit Hilfe von städtischen oder staatlichen Zuschüssen – von ihr umgesetzt werden müssen. Die finanziellen Folgen der Klimakrise bestehend aus Strafzahlungen bei Nichterreichen von Gesetzesvorlagen und den immensen Folgekosten von Extremwetterereignissen, sowie die erhebliche gesundheitliche Bedrohung der Bevölkerung durch die Klimakrise sollten in der Kommunikation klar benannt werden.

Bei der Mobilitätswende ist ein Zusammenspiel von BürgerInnen und Verwaltung nötig: der Ausbau der Radinfrastruktur und ein gutes ÖPNV-Angebot liegen in der Verantwortung von Rat und Verwaltung, der Umstieg auf den Umweltverbund (Bus, Rad, zu Fuss) und auf E-Autos (für den Restverkehr) müssen die BürgerInnen vollziehen. Zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Form von Windkraft- und Freiflächen-PV-Anlagen müssen Flächen bereitgestellt, zügig B-Pläne erarbeitet und schließlich die Anlagen von örtlichen Energieversorgern, Großverbrauchern wie der Universität oder auch Bürgerenergie-Gesellschaften errichtet werden.

Zeitgleich ist die Umsetzung von Klimaanpassungskonzepten unerlässlich, um Klimarisiken wie Hitze, Trockenheit und Starkregen entgegentreten zu können. Maßnahmen hier sind die Begrünung von Fassaden und Dächern, die Entsiegelung von Flächen und die Erstellung eines Stadtwasser-Hitzeplans.

Die Stadt setzt für Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen u.a. folgende Instrumente ein:

  • KlimaFonds Göttingen zur Förderung von Klimaschutzmaßnahmen
  • Angebote zur Sensibilisierung und Schulung
  • Aufbau von Netzwerken und Kollaborationsmöglichkeiten für Unternehmen im Bereich Klimaschutz.
  • Förderung von klimafreundlichen Innovationen und neuen Ideen für eine nachhaltige Stadt.
  • Beratungen durch die Energieagentur
  • Entwicklung von Klimaanpassungsmaßnahmen (Stadtwasserhitzeplan, Starkregenvorsorge, Entsiegelungen u.a.) Der Klima-Beirat unterstützt die Stadt in allen Handlungsfeldern, wünscht sich aber in vielen Bereichen eine Beschleunigung der Maßnahmen und Umsetzungen. Die vom Rat 2021 beschlossene „Priorisierung des Klimaschutzes beim Abwägen verschiedener Belange bei politischen, Wirtschaftlichen und privaten Entscheidungsprozessen“ muss konsequent umgesetzt werden.

Klima-Beirat Göttingen, den 21.03.2025