Unibesetzung von End Fossil: Occupy! Göttingen

Räume, in denen sich Menschen über die Klimakrise, damit verbundene strukturelle Probleme und Lösungsansätze austauschen können

Geposted von " End Fossil: Occupy! Göttingen " am Monday, January 30, 2023

Seit dem heutigen Nachmittag besetzen Studierende der Gruppe End Fossil: Occupy! Räume des Zentralen Hörsaalgebäudes (ZHG) der Georg-August-Universität Göttingen. Sie wollen mit der Aktion alle Menschen zum Protest gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen ermutigen und dafür den Campus erneut politisieren. So schaffen sie Räume, in denen sich Menschen über die Klimakrise, damit verbundene strukturelle Probleme und Lösungsansätze austauschen können. Ihr übergeordnetes Ziel ist eine gerechte und lebenswerte Zukunft für alle.

Eine Klettergruppe hat Banner auf dem gesamten Unigelände angebracht, während Hörsäle für die kommenden Tage gemütlich eingerichtet wurden. Damit reiht sich die Aktion in die bundes- und europaweite Besetzungswelle ein und ist bereits die zweite Lehreinrichtung in Göttingen, die seit dieser Woche besetzt ist.

„Wir leisten zivilen Ungehorsam, weil wir der Zerstörung unserer Lebensgrundlage nicht länger zuschauen können. Stattdessen leiten wir jetzt selbst den Wandel ein, der für eine klimagerechte Welt so dringend notwendig ist", begründet Jakob Neuhaus von End Fossil.

Gegen 16:45 Uhr bauten sie im Foyer des ZHG die Sonderausstellung “Wissen schafft Handeln?” auf, mit welcher sie bereits vom 14. bis 16. April das Forum Wissen umgestaltet hatten. Kurz darauf weiteten sie die Besetzung auf zwei Hörsäle aus. Neben der Sonderausstellung im Foyer wird es in den kommenden Tagen ein Programm aus Workshops, Vorträgen und Diskussionsrunden geben. Alle Menschen in Göttingen sind eingeladen daran teilzunehmen. Dass es den Aktivist*innen nicht um die Störung von Lehrveranstaltungen geht, bewiesen sie schon damit, dass sie im Vorfeld bereits einen detaillierten Ausweichplan erarbeiteten.

„Die Universität muss ihrer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Die Lehrinhalte müssen alle Studierenden auf die Bewältigung der Sozial-Ökologischen Transformation vorbereiten. Wir fordern die wissenschaftliche Einschätzung der Lage ernst zu nehmen. Wissen schafft die Verantwortung zu Handeln!“, so der Student Thomas Rosiwal.

Die Besetzung der Universität und die am Montag begonnene Besetzung des Otto-Hahn-Gymnasiums sind Teil der internationalen Besetzungswelle von End Fossil: Occupy!. Bundesweit wurden im Mai bereits Unis und Schulen in Regensburg, München, Hamburg, Bremen, Würzburg, Kaiserslautern, Aachen, Düsseldorf, Bielefeld, Magdeburg, Münster und Berlin besetzt. Weitere sind geplant.

Hintergrundinformationen:

Im Oktober 2022 besetzte End Fossil: Occupy! für eine Woche den größten Hörsaal im ZHG. Damals befürwortete der Senat der Universität die von den Besetzer*innen gestellten lokalen Forderungen nach einer Abkehr von veralteten Lehrinhalten, sowie nach baulich-betrieblicher Klimaneutralität. Umgesetzt wurde davon bislang wenig.

Daraufhin erweiterten die Aktivistinnen ihr Aktionsrepertoire und errichteten im April 2023 unangekündigt eine Sonderausstellung im Wissenschaftsmuseum „Forum Wissen". Hier verwiesen sie auf die Diskrepanz zwischen dem breiten öffentlichen Wissen über die Klimakrise und dem demgegenüber unzureichenden politischen Handeln. Sie boten psychologische Erklärungen für ausbleibendes Handeln und zeigten durch „reale Utopien", dass eine bessere Welt möglich ist. Schließlich stellten sie Gruppen aus der Göttinger Klimagerechtigkeitsbewegung vor, in denen Besucherinnen aktiv werden können.

Die daraus neugewonnene Unterstützung nutzen die Aktivist*innen, um in größerer Zahl die bereits zweite Unibesetzung in Göttingen innerhalb eines Jahres durchzuführen.