Klimaschutz und Antifaschismus müssen zusammen gedacht werden

Rede des Göttinger Klimabündnis auf der Antifa-Demo am 16.3.

Geposted von " GöKB " am Thursday, December 7, 2023

Inhalt

Klimaleugnung durch die Rechte ist hinlänglich bekannt

Dass autoritäre und faschistische Gruppen den menschengemachten Klimawandel leugnen, ist hinlänglich bekannt. Und es ist auch hinlänglich bekannt, dass gigantische Summen aus dem fossilen Komplex in bewusste Desinformation zu diesem Thema geflossen sind und weiterhin fliessen. Die Firma Exxon hatte schon in den achtziger Jahren Klimamodelle veröffentlicht, die auf der Höhe des damaligen wissenschaftlichen Standes waren und aufgezeigt haben, was passieren würde, wenn weiterhin eine fossile Wirtschaft betrieben würde. Der Konzern entschied sich daraufhin, im großen Stil zu desinformieren, um die eigenen Gewinne nicht zu gefährden. Die Rechten haben diese alternativen Fakten begierig aufgegriffen, um von diesem globalen Problem mit nur internationalen Lösungn abzulenken. Deshalb Schluss mit der Leugnung der Klimakrise!

Die Verbiegung demokratischer Prozesse

Aber es gibt auch eine andere, langfristig bedrohlichere Sicht auf diese Allianz zwischen dem fossilen Komplex und dem Autoratismus. Was mich in den letzten Monaten wirklich das Fürchten gelehrt hat, ist eine Episode im amerikanischen Wahlkampf, die einen sehr grundsätzlichen Mechanismus zur Verbiegung demokratischer Prozesse offengelegt hat.

Die Demokraten und Republikaner hatten einen Kompromiss ausgehandelt, in dem die einen die Gelder zur Unterstützung der Ukraine und Israels bekamen. Die anderen bekamen Gelder für das Grenz-Bollwerk im Süden, die wichtigste Forderung der amerikanischen Rechten. Diesen Kompromiss hat Trump nicht akzeptiert, weil damit das Thema für den Wahlkampf abgeräumt gewesen wäre.

Mir geht es hier nicht um die politische oder moralische Einordnung dieses fragwürdigen Kompromisses. Mir geht es hier allein um die Widerwärtigkeit des dahinterliegenden Mechanismus der Macht: Die Rechten muten den Menschen bewusst genau das zu, mit dem sie Angst schüren. Sie verstärken ohne zu Zögern das Elend auf allen Seiten, um die daraus resultierende Angst und Verunsicherung für die eigenen Zwecke zu nutzen. Und das Beispiel USA zeigt auch: die verunsicherten Wähler blenden oft aus, dass die Rechten ihren Ängsten gar nicht begegnen wollen. So kann die Verunsicherung aufrechterhalten, sogar verstärkt werden.

Ein Teufelskreis der Angst

Es ist zu befürchten, sogar wahrscheinlich, dass die Rechten mittlerweile diesen Mechanismus auch bei der Klimakrise bewusst eingesetzen. Auch die Klimakrise macht mittlerweile vielen Menschen Angst. Die Katastrophen werden mittlerweile unmittelbar erfahrbar - und auch erfahrbar immer schlimmer. Die Verleugnung der Ursachen hilft da wenig. Im Gegenteil, wenn die Klimakrise verleugnet wird, kann auch nichts gegen deren Auswirkungen unternommen werden. Genau diese Art von Angst spielt dem Faschismus in die Karten: Angst – Verleugnung – Untätigkeit – Katastrophe – Vertriebene – Angst, dieser Teufelskreis zahlt sich aus. Deshalb wirksamen Klimaschutz jetzt - auch in Göttingen!

Klimaschutz: der lange Arm des Antifaschismus?

Denn wir müssen uns der Problematik der Klimakrise stellen und wirksame Lösungen entwickeln. Aktives Handeln mindert die Ohnmacht und Angst, und Lösungen mindern die Katastrophen. Wegen der Dimension der Klimakrise wirkt dies langfristig als Schutz vor noch mehr Autoratismus und Faschismus.

Antifaschismus ist unerlässlich für den Klimaschutz.

Aber auch umgekehrt gilt: wirksamer Klimaschutz ist unerlässlich gegen ein weiteres Erstarken der Rechte.

In diesem Sinne lässt sich Klimaschutz als der lange Arm des Antifaschismus verstehen.

Vielen Dank

Ulrich Schwardmann, GöKB